Bitkom-Studie: Eltern fordern schnellere Digitalisierung der Schulen

Laut einer Bitkom-Studie, die anlässlich der Bildungskonferenz veröffentlicht wurde, befürworten Eltern schulpflichtiger Kinder die beschleunigte Digitalisierung der Bildung und wollen, dass der Bund mehr Verantwortung trägt. Außerdem wächst das Smart-School-Netzwerk auf 81 Schulen an, 20 Schulen werden im Rahmen der Bildungskonferenz ausgezeichnet. 

Mehr Tempo wagen, Investitionen erhöhen und Kompetenzen stärken: Wenn es nach den Eltern schulpflichtiger Kinder geht, muss die Digitalisierung der Schulen beschleunigt werden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von etwa 1.000 Eltern mit mindestens einem Kind im Alter von sechs bis 18 Jahren im eigenen Haushalt. Demnach geht drei von vier Eltern (77 Prozent) die Digitalisierung der Schulen zu langsam – für vier von zehn (40 Prozent) sogar viel zu langsam. Der Digitalisierung steht die große Mehrheit grundsätzlich positiv gegenüber. 85 Prozent beurteilen sie als Chance für die Schulen. Demgegenüber sehen nur 10 Prozent darin ein Risiko. Beim Blick auf die Schulen ihrer Kinder sehen die meisten Eltern großen Nachholbedarf. Acht von zehn (83 Prozent) sind der Meinung, dass verstärkt in die IT und Ausstattung mit digitalen Endgeräten investiert werden sollte. Der Status quo wird als nur mittelmäßig benotet. Die Eltern vergeben für die Ausstattung mit digitalen Endgeräten auf der Schulnotenskala im Durchschnitt eine 3- (3,4 – „befriedigend“). Ebenfalls „befriedigend“ (3,2) lautet das Urteil zur Verfügbarkeit eines Internetzugangs. Jeweils mit einer 4+ („ausreichend“) werden die Schulen bei der Verfügbarkeit von W-Lan in Klassenräumen (3,5), dem Zustand der digitalen Endgeräte (3,6) und der Hilfe bei IT-Problemen (3,6) bewertet. Von der Politik fordern Eltern mehr Zentralisierung. Acht von zehn (78 Prozent) sehen den Föderalismus als Bremsklotz für die Digitalisierung der Schulen. Sieben von zehn (69 Prozent) befürworten, dass der Bund mehr Entscheidungskompetenzen in der Bildungspolitik haben sollte. „Die Eltern zeichnen ein eher ernüchterndes Bild von der Digitalisierung der Schulen und erwarten, dass das Tempo angezogen wird. Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in vielen Bereichen massiv beschleunigt, und diese Beschleunigung brauchen wir auch in den Schulen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Eltern von Schulkindern sind in der Corona-Pandemie ohnehin mehrfach belastet. Funktioniert der digitale Unterricht nicht, müssen Eltern neben allem anderen auch noch Hilfslehrkräfte spielen.“

Mehr als vier Stunden täglich wird mit Notebook, Smartphone und Tablet gelernt

Dabei ist digitales Lernen in den meisten Haushalten Standard. In acht von zehn Elternhäusern (78 Prozent) benutzen Kinder täglich ein digitales Endgerät im Zusammenhang mit dem Lernen oder der Vorbereitung für die Schule. Bei weiteren 16 Prozent wird zwar grundsätzlich auch digital gelernt, aber nicht täglich. 4 Prozent der Eltern geben an, dass gar nicht mit digitalen Endgeräten gelernt wird. Die durchschnittliche Bildschirmlernzeit beträgt 4 Stunden und 20 Minuten täglich. Die Bandbreite zwischen intensiver und geringer Nutzung ist allerdings groß: In jedem vierten Elternhaus (26 Prozent) mit Kindern, die ein digitales Endgerät für die Schule nutzen, beträgt die tägliche Nutzungszeit sechs Stunden und mehr pro Kind, bei drei von zehn (29 Prozent) sind es fünf bis weniger als sechs Stunden und bei 9 Prozent vier bis weniger als fünf Stunden. Bei 34 Prozent sind es eine bis weniger als vier Stunden und bei 3 Prozent weniger als eine Stunde. „Die durchschnittliche Bildschirmlernzeit kommt mit mehr als vier Zeitstunden ziemlich nah an die Dauer eines klassischen Unterrichtstages im Klassenzimmer heran. Wenn die Qualität des digitalen Lernangebots stimmt, lassen sich Wissenslücken aufgrund von Schulschließungen weitgehend vermeiden“, sagt Rohleder.

In zwei von drei Elternhäusern (63 Prozent) steht den Schülerinnen und Schülern ein eigenes digitales Endgerät zur Verfügung. In jedem fünften Elternhaus (20 Prozent) können Kinder ein Gerät der Eltern nutzen. In 7 Prozent der Elternhäuser teilen sich mehrere Kinder ein eigenes Gerät. In 4 Prozent der Elternhäuser wird ein von der Schule gestelltes Gerät genutzt. Als Gerätekategorie sind Notebooks sind besonders populär, die in zwei von drei Haushalten (65 Prozent) für Schulaufgaben zum Einsatz kommen.

Digitaler Unterricht in neun von zehn Elternhäusern

Während coronabedingter Schulschließungen haben digitale Unterrichtsangebote neun von zehn Elternhäuser (91 Prozent) erreicht. Dazu zählen Videokonferenzen (83 Prozent), Online-Präsenzunterricht (77 Prozent) und Lernplattformen (65 Prozent). Aber auch mit klassisch analogen Angeboten haben viele Eltern Erfahrungen gemacht. Die Hälfte (48 Prozent) berichtet von einer telefonischen Ansprache durch die Lehrkräfte. Jedes dritte Elternhaus (36 Prozent) hatte den Fall, dass Aufgaben oder Dokumente aus der Schule abgeholt werden mussten. Bei 8 Prozent wurden Unterrichtsmaterialien per Post zugesandt. Spezielle Apps zum mobilen und individuellen Lernen sind demgegenüber noch kein Standard, kommen aber immerhin in 44 Prozent der Elternhäuser zum Einsatz. Nur 4 Prozent der Eltern sagen, dass Lehrkräfte solche Apps an allen Unterrichtstagen einsetzen. Bei 28 Prozent ist es regelmäßig, aber nicht an allen Unterrichtstagen. Bei 30 Prozent werden Lern-Apps nur in Ausnahmefällen und bei 29 Prozent nie eingesetzt. Rohleder: „Digitales Lernen bietet auch losgelöst von der Corona-Situation viele Vorteile und kann Schülerinnen und Schüler zusätzlich motivieren und die Lernerfolge steigern. Adaptive Lern-Apps stellen sich genau auf den individuellen Lernfortschritt ein und liefern passende Inhalte.“

Alle Ergebnisse der umfangreichen Studie gibt es in der Presseinformation des Bitkom. 

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